Herbert Nürnberg
Herbert Nürnberg (* 16. Juli 1914 in Kiel; † 24. Juni 1995) war ein deutscher Boxer und Gastronom.
Die Europameisterschaft sowie die deutsche Meisterschaft im Leichtgewicht 1937 gewann der damalige Amateurboxer für den Dresdner SC, in dem er im November 1936 Mitglied wurde.
Im Oktober 1937 meldete sich Herbert Nürnberg im DSC als Mitglied ab, verließ Dresden in Richtung Berlin und wurde 1945 schließlich Profiboxer.
Story[Bearbeiten]
Am Hamburger Berg 2, mitten auf der Reeperbahn in St. Pauli, gibt es ein Lokal mit dem Namen "Zum Goldenen Handschuh". Und da ich gerade Durst habe, gehe ich da natürlich rein und bestelle mir ein Bierchen. Drinnen sitzen zwei ältere Damen an der schmalen Theke, die etwa ein Drittel des kleinen Raums einnimmt. Davor stehen ein paar Tische und Stühle. Standardeinrichtung einer Nachbarschaftskneipe, wie man sie auch in jedem Dorf, in jeder Vorstadt findet. Hinter der Theke bedient eine junge Frau, Nadine, die Tochter des Wirts und die Enkelin des Kneipengründers. Dominiert wird der Raum von dem großformatigen Schwarzweiß-Foto eines Boxers. Darunter steht: "Herbert Nürnberg – Gewinner der Goldenen Handschuhe". "Mein Opa hat die Kneipe beim Boxen gewonnen", erzählt Nadine. "Und er hat sie nach der Trophäe eines Turniers benannt." In der Tat, der Herbert Nürnberg, geboren am 16. Juli 1914 in Kiel, war ein begnadeter Boxer beim Polizei-SV Hamburg, in Berlin und auch beim DSC. Trainiert wurde er unter anderen von Fritz Gaudl, dem Dresdner Boxpapst. "Der Herbert war eine Seele von Mensch", fällt Nadine die Renate, eine der Damen an der Theke, ins Wort. Und schon ein wenig bierselig fügt sie triumphierend hinzu: "Sogar den Max Schmeling hat er geschlagen." Das stimmt so nicht, ist aber auch nicht ganz falsch. Der Leichtgewichtler Herbert Nürnberg hat nie in einer Gewichtsklasse mit dem großen Max Schmeling geboxt. Aber im Hamburger Polizei-Sportverein erzählt man sich noch heute, wie Nürnberg im Training schon mal seinen 20 Kilogramm schwereren Freund Riedel Vogt von den Beinen holte. Eben den Riedel Vogt, der Max Schmeling in dessen letztem Kampf bezwang. In seiner Gewichtsklasse war Nürnberg ein ganz Großer. 1937 holte er den ersten großen Erfolg für die Boxabteilung des DSC: Er wurde Deutscher Meister im Leichtgewicht. Weitere Meistertitel folgten 1940, 1941, und 1942. Ebenfalls 1937 wurde Herbert Nürnberg Amateur-Europameister im Leichtgewicht (auch 1939 holte er nochmals die EM nach Deutschland). Damit hatte er es allen gezeigt, denn zu den Olympischen Spielen nach Berlin durfte er nicht, weil den Nazis seine Nase zu krumm war und sein Haare zu dunkel. Nach dem Krieg wurde er Profi und noch mehrfach Deutscher Meister. Und wenn damals in seiner Heimat Hamburg beim Rummel-Boxen auf der Großen Freiheit ein geheimnisvoller Mann mit schwarzer Maske auftauchte und die Boxer des Veranstalters umhaute, dann raunte man sich auf St. Pauli zu, hinter der Maske stecke niemand anderes als Herbert Nürnberg. In den siebziger Jahren geriet Herbert Nürnbergs Kneipe "Zum Goldenen Handschuh" bundesweit in die Schlagzeilen. Jetzt war die Rede von der "Kiez-Kaschemme" oder dem "dunklen Etablissement". Denn ausgerechnet der "Goldene Handschuh" war die Stammkneipe des Nachtwächters Fritz Honka. Hier lernte er die Frauen kennen, die er mit nach Hause nahm und dort erschlug oder erdrosselte und dann zerstückelte. Nur durch Zufall flog der "Frauenmörder von St. Pauli" auf: Bei einem Brand in seiner Wohnung entdeckte die Feuerwehr Leichenteile, die Honka hinter Dachsparren, in doppelten Böden und Wänden versteckt hatte. Herbert Nürnberg hätte ihn wohl umgehauen.