1. Frauenmannschaft
| Dieser Artikel behandelt die 1. Frauenfußballmannschaft des DSC. Weitere Teams des DSC sind unter Mannschaften zu finden. |
Die 1. Frauenmannschaft war die wichtigste Mannschaft der weiblichen Fußballspieler in der Abteilung Fußball des Dresdner SC. Sie bestand von Juni 1968 bis zu ihrer Auflösung zum 30. Juni 2014.
Inhaltsverzeichnis
Mannschaftschronik
Der Frauenfußball war lange verpönt. Bereits 1902 wurde er in England zum ersten Mal öffentlich untersagt. In Deutschland wird der Frauenfußball erst seit den 70er Jahren gesellschaftlich anerkannt. Im Westteil Deutschlands war der Frauenfußball bis zum 31. Oktober 1970 sogar durch den DFB verboten.
Als erste offiziell anerkannte Frauenfußballmannschaft in ganz Deutschland wurde im Juni 1968 von Wladimir Zwetkow (* 11. Mai 1939) ein Frauenteam bei der im Sportpark Ostragehege spielenden BSG Empor Dresden-Mitte gegründet. Diese Betriebssportgemeinschaft wurde im Januar 1950 als Zusammenschluss von Teilen der BSG Handelsorganisation Dresden und der BSG Empor Dresden-West gegründet und heißt seit 1990 SV Dresden-Mitte 1950. Wladimir Zwetkow war ein bulgarischer Student, der 1963 für ein Elektrotechnik-Studium an der Technischen Universität Dresden in die DDR gekommen war. Anfangs spielte er bei der SG Dynamo Dresden in der 2. Mannschaft und trainierte später eine Schülermannschaft bei der BSG Empor Dresden-Mitte. Nach der Gründung dieser ersten Frauenelf in der DDR wirkte er anschließend auch bei der Gründung der Frauenfußballmannschaft der BSG Aufbau Dresden-Ost (heute SV Johannstadt 90) 1971 mit. Wiederum ein Jahr später wurde u. a. von ihm 1972 auch eine Frauenfußballmannschaft bei der BSG Motor TuR Dresden-Übigau ins Leben gerufen. Wladimir Zwetkow trainiert seine Spielerinnen, die sich auf seine Anzeige in den Sächsischen Neuesten Nachrichten hin bei ihm gemeldet hatten, anfangs viermal die Woche. Kuriosität am Rande: Um sicherzugehen, dass die SNN-Redakteure seine abgegebene Annonce auch veröffentlichen, stellte er einige Bierflaschen dazu. Der Bulgare brachte den Empor-Frauen in den ersten Monaten die elementarsten Fertigkeiten im Umgang mit dem Ball bei. Gisela Rühle wurde erster Mannschaftskapitän. Spätere Trainer waren u. a. Lothar Keil, "Bubi" Keil und Gerhard Müller bei der BSG Empor Dresden-Mitte sowie die Sportfreunde Hartmann, Flieger und Alber bei der BSG Motor TuR Dresden-Übigau.
Vor seiner Tätigkeit als Frauentrainer beobachtete Wladimir Zwetkow im Sportpark Ostragehege oft, wie Handballerinnen zum Ausgleich Fußball spielten. Er kam dadurch auf die Idee, eine eigene Mannschaft aufzubauen. Die jungen Sportlerinnen waren begeistert, doch bei den Sport- und Parteifunktionären musste er viel Überzeugungsarbeit leisten. "Plötzlich stand er bei mir im Büro und meinte, er wolle eine Damenelf gründen", erinnerte sich Ruth Franz 87-jährig ein halbes Jahrhundert später 2018. Sie war damals Organisationsleiterin der BSG Empor Dresden-Mitte. "Wir haben lange diskutiert, der Vorschlag war auch für mich eine völlig neue Situation." Trotz ihrer Skepsis brachte sie Zwetkows Idee in die nächste Vorstandssitzung ein und war selbst verwundert, als die BSG-Leitung zustimmte. Zwetkow wurde einbestellt und bekam die Zusage. Aber bevor er die besagte Zeitungsannonce schalten konnte, musste er noch die SED überzeugen.
Wladimir Zwetkow telefonierte also mit Werner Krolikowski, damals Erster Sekretär der SED-Bezirksleitung Dresden. Sogar mit Karl-Eduard von Schnitzler, dem Moderator des berüchtigten "Schwarzen Kanals" diskutierte er in der Folge über Frauenfußball. Denn bis dahin lehnte DFV-Präsident Helmut Riedel alle Anfragen zur Gründung einer Frauenmannschaft ab. Es gibt zwar Berichte über erste Zusammenschlüsse in der DDR bereits zu Beginn der 60er Jahre, doch offiziell angemeldet war davon keiner. Zwetkows Überzeugungstalent zahlte sich aus. Wichtig schien wohl auch das Argument zu sein, dass es erstmalig ein Mann war, der einen solchen Antrag stellte. Zuvor hatten es nur Frauen versucht. Nun offiziell genehmigt, sollte sich die Zeitungsannonce des Bulgaren als Volltreffer herausstellen. Er schien lang gehegte Sehnsüchte geweckt zu haben. Kurz darauf meldeten sich immerhin zwölf Frauen begeistert auf das Gesuch. Gerade genug für eine Mannschaft. Sie sollten die erste Frauenelf der DDR formieren. Die männlichen Mitglieder der BSG Empor waren zwar skeptisch, doch niemand stellte sich den Frauen in den Weg.
Der Bulgare konnte überraschenderweise also alle Kritiker überzeugen. Selbst Heinz Florian Oertel, den bekannten Sportkommentator. 1969 besuchte er ein Spiel des 1. FC Union Berlin, kletterte zu Oertel in den Sprecherturm und erzählte ihm vom anstehenden ersten Spiel der BSG Empor Dresden-Mitte. Oertel sorgte dafür, dass der Stadionsprecher die Partie während der Halbzeitpause ankündigte.
Das erste offiziell genehmigte Frauenfußballspiel Deutschlands fand am 4. August 1969 anlässlich der Festtage "50 Jahre Fußball in Possendorf" zwischen der BSG Empor Possendorf und der BSG Empor Dresden-Mitte statt. Vor 1.600 Zuschauern gewannen die Dresdnerinnen mit 0:2. Ein weiterer Höhepunkt war eineinhalb Monate später ein erstes Dreierturnier am 20. September 1969, das die BSG Empor Dresden-Mitte vor der BSG Chemie Leipzig und der BSG Pentacon Dresden gewann.
In der Folge trugen die Empor-Frauen ab und zu Freundschaftsspiele gegen andere Mannschaften vor allem aus dem Dresdner Umland aus, bis 1970 mit der Frauen-Bezirksliga Dresden die erste Frauenliga Deutschlands ausgetragen werden durfte. In der Premierensaison wurden die Empor-Fußballerinnen Vizemeister. Anvisierte Partien gegen internationale Gegner wurden jedoch nicht genehmigt. Wladimir Zwetkow wandte sich anfangs der 70er Jahre wieder dem Männerfußball zu, weil der Frauenfußball in der DDR nicht gefördert wurde, da er keine olympische Disziplin war. In der Hinrunde der Saison 1979/1980 trainierte er sogar den DDR-Zweitligisten BSG Chemie Zeitz. Heute lebt der Bulgare, der 1988 nach Westdeutschland übersiedelte, in Gelsenkirchen.
Die Frauenmannschaft der BSG Empor Dresden-Mitte schloss sich 1981 der BSG Motor TuR Dresden-Übigau an, deren Frauenmannschaft 1972 gegründet wurde. Am 8. Mai 1990 wurde aus der BSG Motor TuR Dresden-Übigau zunächst der SV Motor TuR Dresden-Übigau, der sich 1991 in SV TuR Dresden umbenannte. Im Herbst 1991 wechselte die Frauenmannschaft des SV TuR Dresden zum Dresdner SC.
Die größten Erfolge der Mannschaft waren die Qualifikation zur neuen zweigleisigen DDR-Frauen-Oberliga, welcher man drei Jahre von 1987/1988 bis 1989/1990 angehörte, 1990/1991 der Gewinn der ersten sächsischen Landesmeisterschaft und 2000/2001 der Gewinn der sächsischen Hallenlandesmeisterschaft.
Als erster Frauen-Landesmeister von Sachsen durfte der SV TuR Dresden zudem in der Saison 1991/1992 am DFB-Pokal der Frauen teilnehmen. In der 1. Hauptrunde gab es ein Freilos. Am 3. Oktober 1991 fand die 2. Hauptrunde statt. Für das Achtelfinale hatte es leider nicht gereicht, denn es wurde auswärts beim Bundesligisten TuS Ahrbach mit 3:0 verloren. Auch die Relegationsspiele zur Frauen-Oberliga Nordost wurden nicht erfolgreich absolviert. Es zeichnete sich 1991 bereits ab, dass die Leistungen aufgrund einer zu hohen Altersstruktur der Mannschaft, die sich inzwischen dem DSC angeschlossen hatte, nicht mehr steigerungsfähig waren. Dazu kam, dass ein Großteil der Stammspielerinnen den DSC aus unterschiedlichen Gründen in Richtung Westen verlassen hatte. Sie spielten in den gestandenen Frauenligen in Bayern, Hessen und Niedersachsen weiterhin erfolgreich Fußball. Die Entwicklung endete schließlich mit dem Abstieg aus der Landesliga 1995. Der Erfolg kehrte in der Folgesaison 1995/1996 zurück, als die Meisterschaft in der Frauen-Bezirksliga Dresden errungen werden konnte. Bis zum Jahr 2004, also acht Spielzeiten ununterbrochen, gehörte der DSC der drittklassigen Frauen-Landesliga Sachsen an. Bis 2010 war der DSC dann eine Fahrstuhlmannschaft zwischen Landesliga und Bezirksliga.
Aufgrund von Spielerinnenmangel trat die Mannschaft ab dem 1. Juli 2010 in einer Spielgemeinschaft mit der SG Motor Dresden-Trachenberge an, bevor sie zum 30. Juni 2014 aus dem gleichen Grund endgültig aufgelöst wurde.
Saisonübersicht
Dresdner SC 1898 (1991 bis 1999)
Die Fußballerinnen des SV TuR Dresden wechselten im Herbst 1991 zum Dresdner SC 1898. Die Saison 1991/1992 wurde bis zur Winterpause noch unter dem alten Namen gespielt.
| Saison | Platz | Spielklasse | Level | Dresden | Spiele | Tore | Punkte | Sonstige Wettbewerbe |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 1991/1992 | 3. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 12 | 23:20 | 16-8 | 2. Hauptrunde DFB-Pokal, ? DFB-Landespokal Sachsen |
| 1992/1993 | 4. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 10 | 15:16 | 10-10 | ? DFB-Landespokal Sachsen |
| 1993/1994 | 3. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 16 | 23:28 | 15-17 | ? DFB-Landespokal Sachsen |
| 1994/1995 | 7. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 4 | 12 | 11:35 | 3-21 | ? DFB-Landespokal Sachsen |
| 1995/1996 | 1. | Bezirksliga Dresden | 4 | Nr. 4 | ? | ? | ? | ? DFB-Landespokal Sachsen |
| 1996/1997 | 3. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 2 | 15 | 37:23 | 31 | ? DFB-Landespokal Sachsen, ?. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
| 1997/1998 | 6. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 18 | 38:69 | 22 | Viertelfinale DFB-Landespokal Sachsen, ?. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
Dresdner SC Fußball 98
Zwischen dem 1. Februar 1999 und dem 30. Juni 2007 trat die Mannschaft als Dresdner SC Fußball 98 an. Die Saison 1998/1999 wurde noch als Dresdner SC 1898 begonnen.
| Saison | Platz | Spielklasse | Level | Dresden | Spiele | Tore | Punkte | Sonstige Wettbewerbe |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 1998/1999 | 6. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 18 | 21:33 | 22 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, ?. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
| 1999/2000 | 5. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 2 | 16 | 40:32 | 26 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, ?. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
| 2000/2001 | 3. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 2 | 16 | 58:24 | 33 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, Sächsischer Hallenlandesmeister |
| 2001/2002 | 5. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 2 | 18 | 31:38 | 28 | Viertelfinale DFB-Landespokal Sachsen, 4. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
| 2002/2003 | 6. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 2 | 18 | 30:39 | 24 | Viertelfinale DFB-Landespokal Sachsen, 8. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft |
| 2003/2004 | 11. | Landesliga Sachsen | 3 | Nr. 3 | 20 | 6:77 | 1 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, 6. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft, Hallenstadtvizemeister Dresden |
| 2004/2005 | 1. | Bezirksliga Dresden | 5 | Nr. 3 | 14 | 52:13 | 35 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, Viertelfinale DFB-Bezirkspokal Dresden, 3. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft, Hallenbezirksmeister Dresden, Hallenstadtvizemeister Dresden |
| 2005/2006 | 11. | Landesliga Sachsen | 4 | Nr. 2 | 20 | 27:64 | 7 | 3. Platz Qualifikation Sächsische Hallenlandesmeisterschaft, Hallenstadtvizemeister Dresden |
| 2006/2007 | 11. | Landesliga Sachsen | 4 | Nr. 3 | 22 | 34:66 | 16 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, 3. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
Dresdner SC 1898 (2007 bis 2010)
Ab dem 1. Juli 2007 trat die Mannschaft wieder als Dresdner SC 1898 an.
| Saison | Platz | Spielklasse | Level | Dresden | Spiele | Tore | Punkte | Sonstige Wettbewerbe |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 2007/2008 | 15. | Landesliga Sachsen | 4 | Nr. 3 | 22 | 24:132 | 3 | Achtelfinale DFB-Landespokal Sachsen, ?. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
| 2008/2009 | 1. | Bezirksliga Dresden | 5 | Nr. 3 | 14 | 52:22 | 36 | Ausscheidungsrunde DFB-Landespokal Sachsen, Viertelfinale DFB-Bezirkspokal Dresden, 6. Platz Sächsische Hallenlandesmeisterschaft, Hallenbezirksmeister Dresden, ?. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
| 2009/2010 | 10. | Landesliga Sachsen | 4 | Nr. 3 | 18 | 12:155 | 0 | 6. Platz Qualifikation Sächsische Hallenlandesmeisterschaft, 7. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
SpG SG Motor Dresden-Trachenberge/Dresdner SC 1898
Zwischen dem 1. Juli 2010 und dem 30. Juni 2014 trat die Mannschaft in einer Spielgemeinschaft mit der SG Motor Dresden-Trachenberge an.
| Saison | Platz | Spielklasse | Level | Dresden | Spiele | Tore | Punkte | Sonstige Wettbewerbe |
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| 2010/2011 | 6. | Stadtliga Dresden | 6 | Nr. 9 | 16 | 38:28 | 19 | Achtelfinale DFB-Stadtpokal Dresden, 3. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
| 2011/2012 | 4. | Stadtliga Dresden | 6 | Nr. 9 | 18 | 49:43 | 27 | Halbfinale DFB-Stadtpokal Dresden, 5. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
| 2012/2013 | 3. | Stadtliga Dresden | 6 | Nr. 8 | 20 | 103:41 | 40 | Ausscheidungsrunde DFB-Landespokal Sachsen, Achtelfinale DFB-Stadtpokal Dresden, 7. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |
| 2013/2014 | 5. | Stadtliga Dresden | 6 | Nr. 9 | 18 | 60:53 | 28 | Halbfinale DFB-Stadtpokal Dresden, 4. Platz Hallenstadtmeisterschaft Dresden |