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Neugründung 1990

307 Bytes hinzugefügt, 15:51, 23. Jun. 2020
Neugründung 1990
[[Datei:Fahnenweihe-10-06-1990.jpg|300px|mini|rechts|Fahnenweihe des Dresdner SC 1898 am 10. Juni 1990 im Heinz-Steyer-Stadion]]
Höhepunkt der zweitägigen Veranstaltung war trotz einiger Regenschauer am Sonntag im Heinz-Steyer-Stadion das offizielle Gründungszeremoniell mit der Weihe einer neuen [[Vereinsfahne|DSC-Vereinsfahne]], durchgeführt vor dem Hauptspiel um 15 Uhr. Zu den Klängen von Ludwig van Beethovens "Ode an die Freude" zogen junge DSC-Sportler das Banner am Fahnenmast empor. Grußworte sandte der zu diesem Zeitpunkt bereits erkrankte Ex-Bundestrainer [[Helmut Schön]]: "Ich bin mit ganzem Herzen an diesen Ehrentagen bei Ihnen. Ich wünsche dem Verein in alter Verbundenheit für die sportliche Zukunft alles Gute und viel Glück." Die Friedrichstädter Fußball-Legende sollte [[Ehrenpräsidenten|Ehrenpräsident ]] des neuen DSC werden, doch Helmut Schön wollte aus gesundheitlichen Gründen an einer persönlichen Verleihung dieser in Dresden nicht teilnehmen. Unangekündigt und still, fast heimlich, besuchte er mit seiner Frau Annelies Schön Dresden und das Heinz-Steyer-Stadion 1991 ein letztes Mal.
"Wird der DSC ein sportliches Wunderkind?" Dies fragte die Sächsische Zeitung bereits am [[6. April ]] 1990 auf ihrer Titelseite, also bereits 13 Tage vor der geplanten offiziellen Umbenennung, die auf einer Pressekonferenz Anfang April 1990 bekanntgegeben wurde. Kritisch wurde die ungeklärte Finanzierung des neuen Großvereins hinterfragt. Der lächerliche Mitgliedsbeitrag von monatlich 1,30 Mark der DDR sollte schnellstmöglich auf 10 DDR-Mark angehoben werden. Eine wichtige Rolle spielte auch der [[Württemberg|württembergische ]] Unternehmensberater [[Wilfried Wernet ]] aus [[Albstadt]], der mit einem Beratervertrag beim künftigen DSC ausgestattet war. Der umtriebige Schwabe verschrieb sich dem Dresdner Sport, weil seine Ehefrau eine gebürtige Dresdnerin war. "Ich möchte mit meinen Möglichkeiten etwas für die Menschen in dieser Stadt tun. Und dafür, dass man sich hier wohlfühlt, spielt der Sport keine unwesentliche Rolle", umriss der spätere Gründer der [[DSC-Sportmarketing GmbH ]] sein Konzept. Diese umstrittene Vermarktungsgesellschaft sicherte sich für gleich zehn Jahre die Werberechte des neuen DSC. Der Knebelvertrag konnte schließlich erst Ende 1991 aufgehoben werden. Kurz zuvor wurde mit [[Günther Rettich ]] am [[1. Dezember ]] 1991 ein weiterer Schwabe aus Albstadt erster von den Vereinsmitgliedern frei gewählter [[Präsidenten|DSC-Präsident ]] nach der Wende.
[[Datei:Vereinslogo-SV-Stuttgarter-Kickers.png|150px|mini|rechts|DSC-Patenverein SV Stuttgarter Kickers]]
Durch die Vermittlung von Wilfried Wernet nahm die [[LG Stuttgart ]] am 1. [[DSC-Nachwuchs-Leichtathletik-Sportfest ]] teil, dessen Staffelläufe um den "Ehrenpreis der [[Stuttgarter Zeitung]]" ausgetragen wurden. Auch die Fußballer des [[2. Fußball-Bundesliga|Zweitbundesligisten ]] [[SV Stuttgarter Kickers ]] standen Pate. Kickers-Präsident Axel Dünnwald-Metzler sagte: "Es war für uns, die Stuttgarter Kickers, eine große Freude und Ehre, als wir gebeten wurden, bei der Wiedergründung des traditionsreichen Dresdner Sport-Clubs die Patenschaft zu übernehmen, zumal unsere beiden Vereine annähernd zur selben Zeit gegründet wurden. Freuen wir uns darüber, dass die gesellschaftlichen Veränderungen in der DDR ermöglichen, dass der DSC eine Wiedergründung erfahren darf." Aus der Patenschaft, so der Kickers-Chef, solle eine echte Partnerschaft entstehen, "mit vielen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedern unserer beiden Vereine".
Bliebe noch das bereits erwähnte erste Fußballspiel der 1. Männermannschaft des neuen DSC gegen die Stadtauswahl Wiesbaden-Biebrich. Als mögliche Spielgegner waren anfangs der SV Stuttgarter Kickers, der [[VfB Stuttgart 1893 ]] und der [[FC Sankt Pauli 1910 ]] im Gespräch, später der [[VfL Bochum 1848]]. Zuletzt stand der [[FK Zalgiris Vilnius ]] zur Diskussion, da sich die [[Litauen|litauische ]] Mannschaft zu diesem Zeitpunkt in der DDR aufhielt. "Der Fußballverband [[Deutscher Fußball-Verband|Fußball-Verband]] riet uns von diesem Treffen ab", meinte jedoch gerade mal zwei Tage vor der geplanten Begegnung [[Achim Richter ]] von der [[Präsidium|DSC-Leitung]]. "Die Begründung aus [[Berlin ]] war, dass die [[FIFA ]] mit Sanktionen reagieren könnte", so der Funktionär. Wegen der Unabhängigkeitserklärung Litauens hatte der [[Sowjetunion|sowjetische ]] Fußballverband die FIFA angerufen, alle Nationalverbände aufzufordern, sportliche Kontakte mit den Litauern zu untersagen. Dies nahm der DSC ohne Protest hin, denn die einen Tag später beginnende Gründungsshow im Ostragehege sollte nicht durch einen internationalen Zwischenfall belastet werden. Nach einer hektischen Telefonaktion mit Unterstützung der Sächsischen Zeitung stand aber noch am gleichen Tag fest, dass eine Auswahl der beiden Wiesbadener Vereine [[Biebricher FV 1902 ]] und [[FC Biebrich 76 ]] der Kontrahent sein wird. Diese war mit einigen Junioren-Nationalspielern bestückt. Beide Clubs starteten in der abgelaufenen [[Saison 1989/1990 ]] in der viertklassigen Landesliga Hessen-Mitte.
Für die DSC-Fußballer ging es nach dieser historischen Partie erst nach der Sommerpause ab [[1. August ]] 1990 mit einigen Testspielen weiter. Das erste Punktspiel in der viertklassigen [[Bezirksliga Dresden ]] fand am Samstag, den [[18. August ]] 1990 um 15 Uhr bei den Amateuren des [[SV Stahl Riesa ]] statt und wurde mit 4:0 gewonnen. Heimspielauftakt war am Samstag, den [[25. August ]] 1990 um 15 Uhr gegen den [[SV Praktica Dresden ]] (zuvor [[BSG Pentacon Dresden]], heute [[FV Dresden 06 Laubegast]]). Das Dresdner Stadtderby endete mit einem 3:1-Sieg der Schwarz-Roten, die sich in ihrer Premierensaison später die Bezirksmeisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg in die [[Landesliga Sachsen ]] sichern sollten.
Nach seinem furiosen Neustart erlebte der DSC die Nachwendezeit als spannende Ära mit Höhen und Tiefen. Doch auch der neue DSC wuchs wie schon der alte DSC Jahrzehnte zuvor dank des tollen Engagements seiner [[Vereinsmitglieder ]] aus eigener Kraft. 30 Jahre nach der Neugründung hatte der DSC zum [[1. Januar ]] [[2020 ]] 4.316 Vereinsmitglieder, so viele wie nie zuvor. Gemessen an der Anzahl der Mitglieder war der DSC nun der sechstgrößte Sportverein in Sachsen. Werden nur sportlich aktive Mitglieder berücksichtigt, war der DSC außerdem der größte Sportverein in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden.
[[Kategorie:DDR]]
[[Kategorie:DSC allgemein]]

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