Karl Baier

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Karl Baier
Person
Name Karl Johann Ludwig Baier
Geburtstag 21. September 1877
Geburtsort Karlsbad, Österreich-Ungarn
Sterbedatum 8. August 1948
Sterbeort Dresden, Deutschland
Beruf Kaufmann
Größe 182 cm
Sportart Fußball
Position Tor
Spielerstationen
Jahre Mannschaft
1893–1895 ERC Regatta Prag
1895–1898 Neuer Dresdner FC
ab 1898 Dresdner SC

Karl Johann Ludwig Baier (* 21. September 1877 in Karlsbad, Österreich-Ungarn; † 8. August 1948 in Dresden-Trachau) war der Vereinsgründer des Dresdner SC, dessen langjähriger erster Vorsitzender er war.

Sportliche Laufbahn[Bearbeiten]

Karl Baier (5. stehend v. l.) auf dem Gruppenfoto der Fußballfunktionäre beim DFB-Bundestag am 14. September 1919 in Eisenach

In seiner Jugend betrieb Karl Baier Schwimmen und Schlittschuhlaufen. In Prag lernte er den Fußballsport kennen und spielte dort von 1893 bis 1895 in den Schüler- und Jugendmannschaften des ERC Regatta Prag. Dieser Vorgängerverein des DFC Prag spielte auf der Kaiserwiese und am Invalidenplatz. Erfahrungen im Radfahren, Reiten, Tennis und Wandern unterstreichen seine sportliche Vielfältigkeit. Als er 1895 nach Dresden zog, schloss er sich dem Neuen Dresdner FC an, bei dem er zunächst als Mittelläufer aktiv war. Aufgrund mangelnder Alternativen wechselte er schnell in die Torhüterposition. Seine Spielkameraden wählten ihn zum Mannschaftskapitän.

Im März 1898 trat er aus dem NDFC aus und gründete mit einigen Kameraden im minderjährigen Alter von 20 Jahren am 30. April 1898 den Dresdner SC. Die Wahl des Vereinsnamens, der Vereinsfarben und der Vereinsfahne beruhten hierbei auf seiner Idee. Ein Sport-Club sollte es sein, um eine möglichst umfassende Sportbetätigung zu ermöglichen. Der NDFC hatte sich nämlich ausschließlich dem Fußball verschrieben. Er wurde zum ersten Vorsitzenden des DSC gewählt, wurde später Ehrenmitglied und zum 25. Stiftungsfest am 30. April 1923 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Karl Baier wurde am 25. Januar 1905 ein weiteres Mal zum 1. Vorsitzenden des Verbandes Dresdner Ballspiel-Vereine gewählt und blieb dies bis zur Verbandsauflösung zum 30. Juni 1905. Als einer der ersten Fußballfunktionäre erhielt er die Ehrennadel des DFB. Auch im Verein für vaterländische Festspiele zu Dresden (gegründet am 11. November 1898) beteiligte er sich aktiv und war einige Jahre Vorsitzender von dessen Gruppe Fußball und Leichtathletik. Nach dem verheerenden Brand des DSC-Vereinshauses und der alten Holztribüne am 18. Oktober 1928 wurde er Leiter des DSC-Bauausschusses.

Berufsleben[Bearbeiten]

Karl Baier besuchte von 1885 bis 1888 eine Volksschule in Karlsbad und von 1888 bis 1892 die Unterrealschule in Elbogen. Anschließend ging er von 1892 bis 1895 auf die deutsche Handelsakademie in Prag. Als gelernter Kaufmann fing er zum 1. Oktober 1895 eine Lehre beim Kolonialwarenhändler Schramm & Echtermeyer in Dresden an. Dort übernahm man ihn anschließend in ein Angestelltenverhältnis. Zum 1. September 1899 verließ er Dresden für zwei Jahre und wurde Angestellter der Tüten- und Papierwarenfabrik Wilhelm Kürner in Trier.

Am 1. Oktober 1901 wurde Karl Baier Buchhalter in der chemischen Fabrik von Carl Haselhorst in Dresden. Zusammen mit Kurt Schubert übernahm er diese Fabrik zum 1. Januar 1902. Ab dem 4. Juni 1902 war er alleiniger Inhaber und blieb dies bis zum Rentenalter.

Privatleben[Bearbeiten]

Sterbeurkunde von Karl Baier
Geburts- und Taufeintrag von Karl Baier im Kirchenbuch der Sankt-Maria-Magdalena-Kirche in Karlsbad

Karl Baier wurde am 21. September 1877 in der böhmischen Stadt Karlsbad geboren und am 30. September 1877 in der dortigen Sankt-Maria-Magdalena-Kirche römisch-katholisch getauft. Seine Eltern, der Kaufmann, langjährige Stadtrat und stellvertretende Bürgermeister Johann Karl Baier und dessen Ehefrau Franziska "Fanny" Marie Baier (geb. Gebhardt), waren gebürtige Karlsbader und wohnten im Anwesen Nummer 408 in Karlsbad. Die Familie Baier war eine bürgerliche alteingesessene Familie. Die Großeltern von Karl Baier waren der Volksschullehrer Johann Baier mit Ehefrau Anna (geb. Schäffler) und der Tischlermeister Wilhelm Gebhardt mit Ehefrau Theresia (geb. Franz). Als Volksdeutscher in Böhmen war er bis 1918 österreichisch-ungarischer Staatsangehöriger, anschließend tschechoslowakischer Staatsangehöriger. 1933 nahm er schließlich die deutsche Staatsbürgerschaft an. Am 17. März 1913 erklärte er in Dresden seinen Austritt aus der römisch-katholischen Kirche und blieb daraufhin bis an sein Lebensende konfessionslos.

Am 4. Juni 1904 verlobte er sich mit der Karlsbaderin Karoline Müller, die er am 7. Januar 1905 in Karlsbad heiratete. Dieser Ehe entstammten die Kinder Karl Gustav Baier (* 15. November 1905), Dora Leopoldine Baier (* 7. Dezember 1907) und Andrea Christine Baier (* 11. August 1915). Zuletzt war Karl Baier mit Margarethe Martha Baier (geb. Schwarz) verheiratet, die er kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs am 23. April 1945 im Alter von 67 Jahren in Dresden ehelichte. Karl Baier verstarb am 8. August 1948 um 9:30 Uhr im Alter von 70 Jahren in der Wohnung des Ehepaars in der Schützenhofstraße 10 im Dresdner Stadtteil Trachau an einem Herzschlag in Folge einer Herzmuskelerkrankung.

Nachkommen[Bearbeiten]

Karl Baiers Sohn, der Ingenieur Karl Gustav Baier Jr. (* 15. November 1905; † 1971), heiratete Hedda Baier (geb. Becher) (* 24. März 1914; † 2007). Sie übernahm am 22. April 1941 zunächst gemeinsam mit ihrer Mutter Ernestine Becher die Führung der Johann Becher Likörfabrik in Karlsbad von ihrem verstorbenen Vater Alfred Becher. 1945 wurde sie enteignet und verhaftet und später mit ihrer Mutter und ihren beiden Kleinkindern vertrieben. Das Unternehmen wurde von der Tschechoslowakei verstaatlicht und aus dem berühmten Kräuterlikör "Original Karlsbader Becherbitter" wurde der heute ebenfalls berühmte "Becherovka".

Karl Baier Jr. und Hedda Baier bauten ab 1949 die Firma als Johann Becher OHG Likörfabrik in ihrem neuen Wohnort Köln wieder auf. Hedda Baier hatte das geheim gehaltene Rezept der Herstellung des "Original Karlsbader Becherbitters" im Gedächtnis behalten. Die Firma war ab 1950 in Kettwig (heute ein Stadtteil von Essen), ab 1980 in Rheinberg und ab 2002 wieder in Köln ansässig und verkaufte zeitweise den "Karlsbader Becherbitter" wie zuvor in grünen Flaschen mit blau-gelbem Etikett.

2024 lebten insgesamt noch vier Enkelinnen von Karl Baier. Charlotte Pauli (geb. Baier) wohnt mit ihrem Mann Hans Pauli in Rösrath. Sie ist die Tochter von Karl Baier Jr. und Hedda Baier und hielt in den 2010er und 2020er Jahren Kontakt zum Dresdner SC, an dessen Vereinsgeschehen sie sehr interessiert ist.

Würdigung[Bearbeiten]